Sie ist "die" Spätsommer- und Gute-Laune-Blume schlechthin. Selbst an tristen Tagen bringt die Sonnenblume mit ihren leuchtend gelben Blüten Farbe und eine fröhliche Stimmung ins Leben. Die Farbpalette reicht von Gelb bis Dunkelrot und Rotbraun. Doch die Sonnenblume punktet nicht nur durch ihr gutes Aussehen und ihre nährstoffreichen Kerne, sondern auch mit kuriosen Extras. Denn bei kaum einer anderen Pflanze wandern die stolzen Blütenköpfe so mit dem Sonnenstand, sind die Kerne so kunstvoll angeordnet wie bei ihr.
Große Vielfalt
Die einjährige Pflanze kann mehrere Meter hoch werden; ihre Blütenköpfe erreichen einen Durchmesser von bis zu 40 Zentimetern. Aus den rund 100 wilden Arten sind durch immer neue Kreuzungen über 1.000 Sorten entstanden. Wohlklingende Namen wie Florenza, Pacino, Moulin Rouge, Ikarus, Sonnengold oder Big Smile lassen die große Vielfalt erahnen.
Für Nicola Fink, Sprecherin des Fachverbandes Deutscher Floristen, ist die Sonnenblume eine "Botschafterin des Frühherbstes", die noch einmal Sonnenstrahlen in die Wohnung bringt. Bei Kunden sei die robuste Blume aufgrund ihrer langen Haltbarkeit beliebt. "Und ihre prägnante Optik hat so was Freundliches - fast, als ob ein Kind eine Blume gemalt hätte".
Der Sonne zugewandt
Auf dem Feld scheinen Sonnenblumen regelrecht nach Wärme und Licht zu lechzen. Um nichts von der Kraft der Sonne zu verpassen, folgen die geschlossenen Blüten ihrem Lauf - und machen so ihrem französischen Namen alle Ehre - "tournesol" heißt so viel wie: sich zur Sonne wenden. Mindestens ebenso erstaunlich ist es, dass es den Blumen über Nacht gelingt, den Kopf wieder zurückzudrehen, um am nächsten Morgen die Sonne im Osten zu erwarten. Durch diese Akrobatik gelingt es den botanischen Wendehälsen, in der Wachstumsphase bis zu 15 Prozent mehr Sonnenenergie zu erhaschen, die sie in den nahrhaften Kernen speichern. Ist die Pflanze ausgewachsen und die Blüte geöffnet, schauen Sonnenblumen nur noch Richtung Osten.
Die nordamerikanischen Prärie-Indianer bauten die Sonnenblume gezielt zu Nahrungszwecken an, zerstampften die Samen mit Maismehl und stellten daraus kleine Fladen her - die Tortilla. Nach Europa gelangte die Pflanze durch die spanischen Eroberer, die Sonnenblumensamen im 16. Jahrhundert als Kuriosität aus der Neuen Welt mitbrachten. Von Spanien aus verbreitete sie sich als Zierpflanze in ganz Europa.
Eine der wichtigsten Ölpflanzen der Welt
Wegen ihrer Dürreresistenz und des hohen Ölertrages ist die Sonnenblume in Südosteuropa sowie in Süd- und Nordamerika auch heute noch sehr beliebt. Nach Ölpalme, Sojabohne und Raps stellt sie die viertwichtigste Ölpflanze der Welt dar. Sonnenblumenöl zählt zu den wichtigsten pflanzlichen Fetten in der menschlichen Ernährung. Auch die Kerne der Pflanze gelten als sehr gesund, nicht nur als Grundfutter für alle heimischen Vogelarten. Weil sie bis zu 60 Prozent Fett und an die 40 Prozent Eiweiß enthalten sowie reich an essenziellen Aminosäuren und Vitaminen sind, werden sie auch gerne als Zutat in der Vollwertkost genutzt.
Aber nicht nur Menschen und Vögel laben sich an ihren Kernen. Angelockt durch die sonnengelbe Farbe werden Sonnenblumen auch von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen umschwärmt. Für Insekten sind die gelben Schönheiten das reinste Schlaraffenland, bieten sie doch jede Menge Pollen und Nektar.
Anschauungsobjekt höherer Mathematik
Und wer noch genauer hinsieht, entdeckt im Blütenkopf ein Anschauungsobjekt höherer Mathematik par excellence: die Fibonacci-Folge. Die spiralförmige Anordnung - meist sind es 55 rechtsdrehende und 34 linksdrehende Spiralen - entspricht dem Gesetz des gleichnamigen mittelalterlichen Rechenmeisters aus Italien. Jeder Sonnenblumenkern befindet sich im Schnittpunkt von zwei Spiralen und sitzt dadurch millimetergenau; der Blütenkopf kann auf diese Weise maximal mit Kernen gefüllt sein.
Dieses Muster, das auch Nichtmathematiker in ehrfürchtiges Staunen versetzt, ist allerdings nicht nur in Sonnenblumen zu finden. Ähnlich zauberhafte geometrische Formen weisen beispielsweise auch Kiefernzapfen, Romanesco-Kohl, Dahlien- und Löwenzahnblüten auf. Aber das ist ein anderes Thema.
Author: Jesus Williams Jr.
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